Das alte Fribourg verschwindet still und leise

Dieses Haus an der Rue de Cribblet muss einem Neubau weichen. Fast täglich gehe ich daran vorbei und ich sehe es gerne . Vorallem habe ich auch immer einen Blick ins Schaufenster des Ladens geworfen. Ein von jungen Männern geführter Krims Krams Laden mit viel Kitsch. Es soll wohl vorwärts gehen denn der Laden ist jetzt schon mehrere Wochen leer. Und der Hydrant der vor ein paar Wochen umgefahren wurde ist ersetzt. Am besten gefällt mir die Treppe so fast wie in der Newyorker Bronx, nur dass da nie jemand draufsitzt. Im Haus weiter oben hat es unten einen alten Waschsalon, den einzigen in Fribourg. Da sehe ich manchmal beim vorbeigehen Leute mit dem Rücken zu mir auf einem alten Stuhl vor einer Waschmaschine sitzen. Einmal bin ich hineingegangen nur um den Geruch der Waschmittel zu riechen und mir vorzustellen hier waschen zu müssen. Doch zurück zu unserem Haus. Eines Tages in ein paar Wochen vielleicht gehe ich da vorbei und das Haus ist weg. Und dann versucht man sich vorzustellen wie es aussah vorher, doch man kann sich nicht errinnern weil man sich nie geachtet hat. Doch diesmal habe ich mal geschaut und versucht mir das Haus einzuprägen. Und ich habe es von allen Seiten aus fotografiert. ich kann es wohl nicht verhindern dass das Haus abgerissen wird, aber ich kann verhindern dass es vergessen wird. An seiner Stelle wird ein genormter gesichtsloser Klotz hingestellt ohne Seele und steril. Total darauf ausgerichtet das letzte Quäntchen Platz auszufüllen.
Hey, ich weiss dass ihr anderes von mir gewohnt seid, aber so bin ich eben. Dies ist meine melanchonische Seite von mir. Man kann nicht immer nur Gags bringen. Ich hänge halt an unserer Stadt mit den alten Häusern. Sie erzählen Geschichten von vergangenen Zeiten als vieles anders war. Seit ich in Fribourg lebe (ca 20 Jahre ) habe ich ganze Quartiere verschwinden sehen. Und dies wird wohl auch weitergehen. Häuser aus der ersten Epoche des neunzehnten Jahunderts scheinen nicht besonders schützenswert zu sein. Vielleicht wird man mal anders denken.