30.08.2007

Erinnerung an eine längst vergangene Zeit

Man feiert dieses Jahr den hundertfünfzigsten Geburtstag von Kräuterpfarrer Johann Kuenzle. In seinem ehemaligen Kurhaus in Wangs SG habe ich drei Jahre im Knabeninternat verbracht. Es war eine strenge Zeit mit wenigen Lichtblicken.
Das Haus ist heute ein Ferienhotel für Gruppen. Von dem schweren Internatsleben ist nichts mehr zu spüren. Am besten kann ich mich erinnern an das Studium morgens vor dem Frühstück. Spazieren gehen durfte man nur bergwärts, es war strengstens verboten ins Dorf runter zu gehen. Es gab nur ein einziges Mädchen im ganzen Internat und dies war die Tochter der Sekretärin. Sie wohnte mit ihrer Mutter im Internat. Uns war es strengstens untersagt Musik zu hören auf dem Zimmer doch Sybille hörte dafür umso lauter für uns. Ich war im Zimmer daneben und hörte so Nächtelang die neuesten Hits. Am meisten Smoke on the Water von den Deep Purple. Noch heute versetzt mich dieses Lied in jene Zeit zurück.
Am meisten kann ich mich noch an den Küchenchef erinnern. Er war eine absolute Repektsperson und sogar die Erzieher legten sich nicht mit ihm an. Er war auch die einzige Erwachsene Person im Haus die wir duzen durften. Er kurierte auch unsere Wehwehchen aus. Da gabs nach dem Essen jeweils richtige Warteschlangengen vor der Küche. Das Essen war nicht so besonders aber niemand wagte etwas zu sagen.
Übers Wochenende waren wir dann jeweils den Launen der diensthabenden Lehrer oder Erzieher ausgeliefert. Dies konnte manchmal recht dramatische Formen annehmen. Besonders einer ist mir in Erinnerung der ein starker Alkoholiker war und dazu jährzornig und unberechen bar. Einmal mussten eine Gruppe Zöglinge in der den Berg hinaufrennen weil sie im Zimmer gesprochen hatten. Er fuhr dann mit seinem Töffli hinterher. Weil er aber besoffen war stürzte er und verletzte sich. Einige Lehrer waren mit dem Internatsleben total überfordert und drehten durch. Meistens gabs dann Rangeleien mit den Schülern.
Ein Sportlehrer der ein ehemaliger Boxer war liess schon mal die Fäuste sprechen wenn er nicht mehr weiter wusste. Einen Satz den ein Erzieher mal raus liess habe ich nie vergessen. "Ihr seid nur hier weil eure Eltern nicht fähig sind euch zu erziehen". Irgendwann hat man einfach abgeschaltet und gemacht was sie wollten. Man hatte ja doch keine Chance.
Ja es war eine besondere Zeit meine Internatszeit. Dies ist jetzt bald dreissig Jahre her. Noch heute habe ich manchmal wenn ich in der Nacht aufwache das Gefühl im Schlafsaal zu sein im Internat. Und manchmal träume ich dass ich als Erwachsener wieder ins Internat gehen muss.

Keine Kommentare: